ONLINE ARTIKEL erschienen auf Webseiten färingischer Touristen Agenturen:
Fischer´s Füllhorn
Sportangeln auf den Färöer Inseln
von Mauritia
Eines gleich vorweg:
Wenn auf EIN Land das Sprichwort „Klein, aber oho!“ zutrifft, dann auf die Färöer. Sie mögen dem Freizeitangler geographisch sehr begrenzt erscheinen, vielleicht vergleichbar mit den Shetland Inseln oder einigen dänischen Inseln in der Ostsee, doch der Eindruck ist – einmal am Gewässer stehend und die Rute in der Hand – schnell revidiert.
Die Färöer muss man erleben, schon allein deshalb, weil es schwierig ist, sich vorab umfassend zu informieren. Bislang existiert wenig Literatur zum Thema Sportangeln auf den Färöer. Wohl gibt es einige Blogs und kurze Reisetipps als Erfahrungsberichte, diese sind allerdings eher „Momentaufnahmen“ und basieren nicht auf jahrelanger Ortskenntnis. Anders dagegen die Publikationen von Mauritia Kirchner, selbst passionierte Fliegenfischerin, lebt seit Anfange der 2000er Jahren auf den Färöer als „Wahlheimat“ und gilt in ihrem Metier als Pionierin. Mit großer Liebe zum Land arbeitet sie daran, angelinteressierte Reisende informativ „abzuholen“, sie veröffentlichte bereits zahlreiche Magazinartikel, einen Reiseführer speziell für Angler und war Gast sowie Berater in mehreren Fernsehdokumentationen. Hier präsentiert sie einige Eckdaten rund um den Angelsport auf den „Schafsinseln“.
Ein Paradies – nicht nur für Angler
Das erste Wort, das einem zu den Färöer einfällt ist „rau“. Dicht gefolgt von „überwältigend“. Auf der Karte bestehen die Färöer aus 18 Inseln, wobei kein Punkt weiter als fünf Kilometer vom Meer entfernt ist. Daher ist „Wasser“ das alles beherrschende Element des Landes, was die Färöer zu einem Paradies – nicht nur, aber vor allem für Angler – macht.
Das Meer rund um die Färöer zählt aufgrund seiner geografischen Lage zwischen Schottland und Island sowie der Verschmelzung von kaltem Polarwasser und dem des warmen Golfstroms zu dem fischreichsten Gewässern im Nordatlantik. Doch auch „an Land“ wird einiges geboten: Man muss sich die Färöer wie die Gipfel einer Gebirgskette vorstellen, die sich aus dem Meer erhebt. Grün und majestätisch. Das Terrain fällt bis zu 882 Meter direkt zum Meer ab. Flüsse sind in aller Regel nur Wasserablaufrinnen und trocknen nach regenarmen Perioden nahezu aus. An sich aber ist das Archipel sehr niederschlagsreich, so dass die beeindruckenden Wasserfälle immer wieder neu gefüllt werden.
Die Möglichkeiten zum Sportfischen auf den Färöer sind schier grenzenlos: Angler haben die Wahl zwischen Hochseeangeln, Molenangeln, Strandangeln oder Fischen an einem der vielen Seen. Der Fischreichtum ist groß, die Artengenetik rein, die Zugänge für Angeleinsteiger geeignet, aber auch für Profis voller Herausforderungen. Heute auf Lachs am See, morgen auf Kabeljau auf dem Meer, übermorgen auf Meerforelle an den Stränden. Fischen ist hier auch eine Frage der Tageslaune – vorausgesetzt, die Witterung stimmt. Darum an dieser Stelle noch ein paar Worte zum Wetter.
Eigentlich macht ihr Klima die Färöer zum idealen Land für Angler. Der Golfstrom sorgt für relativ milde Winter (3°C im Durchschnitt) und die Lage im Norden für frische windige Sommer (11°C im Durchschnitt). Rund um Mittsommer im Juni ist es 24 Stunden hell – das bedeutet 24 Stunden Zeit zum Angeln. Und das Übrige tut der Wind. Eine steife Brise hilft bei mangelnder Wurferfahrung ein wenig nach. Doch eines sollte man beachten. Das Klima ist rau, die Natur archaisch, das Leben mit den Elementen Erde und Wasser unmittelbar. Man muss sie respektieren und das heißt schlicht: mit allem rechnen. Wenn um 10 Uhr die Sonne scheint, ist man oft schon um 11 Uhr froh, eine Regenjacke dabei zu haben.
Wer jedoch die Natur richtig zu deuten und zu nutzen weiß, der wird unvergessliche Stunden am Wasser erleben. Denn es gilt der Satz: Zum Angeln gibt es kein falsches Wetter. Nur falsche Kleidung.
Angeln auf den Färöer: das „wo?“ und vor allem das „was?“
SÜSSWASSER – das „wo?“
Wasser präsentiert sich auf den Färöer in den verschiedensten Spielarten und Geschwindigkeiten, manche mit großer, andere mit weniger Bedeutung. Angeln in Flüssen spielt beispielsweise so gut wie keine Rolle. Flüsse sind aufgrund der geologischen Beschaffenheit der Inseln lediglich Ablaufrinnen für den anfallen Niederschlag. Angeln an kleinen Bergseen hingegen ist auf den Färöer ein facettenreiches Vergnügen. Diese naturbelassenen Kleinode finden sich auf jeder der Inseln und bergen manchmal wahre Schätze was Landschaft und Unterwasserwelt angeht. Größere Seen gibt es jeweils auf den Inseln Vagar, Eysturoy und Sandoy.
SÜSSWASSER – das „was?“
Auf den Färöer Inseln sind keine Friedfische wie Hecht oder Karpfen heimisch, vereinzelt trifft man auf eine kleine Gattung des artikischen Saibling. Dafür fischt man hier auf Bachforelle, Meerforelle und auf Lachs.
Soviel vorab: Die Färöer sind kein klassisches Lachsland. Es gibt lediglich zwei erfolgversprechende Lachsseen, den Leynavatn mit seinen beiden weiter oberhalb gelegenen Seen Mjóuvøtn sowie den See in Saksun. In der Regel werden an diesen Seen bis zu 10 kapitale Lachse pro Tag gefangen. Die Saison geht meist von Ende Juli bis Mitte Oktober. Sehr zu loben ist der färingische Angelsportverein mit seinen rund 300 Mitgliedern, der sich sehr engagiert um Aufzucht und Besatz kümmert und vor einigen Jahrzehnten mit viel Fachwissen und Enthusiasmus den atlantischen Lachs angesiedelt hat. Man hat dabei hauptsächlich die Genetik des isländischen Lachses übernommen, wobei sich in den letzten Jahren leider auch einige „Ausbrecher“ aus den Aquakulturkäfigen zu dem Bestand an Wildlachs hinzugesellen.
Der beste Weg zum Fangerfolg ist es, vor Ort einen Guide zu engagieren. Er kennt die besten Taktiken für „tight lines“.
Meerforellen sind der eigentliche Reichtum des Landes. Sie kommen überall in großer Anzahl vor, unterliegen keinerlei Schonzeiten, es werden allerdings selten Exemplare über 60 Zentimeter gefangen. Zumeist trifft man auf sie an den Frischwasserzuläufen zum Meer, wo sie in ganzen Gruppen oder Schwärmen mit den Gezeiten in bestimmten Radien zur Küste ziehen.
Sie ernähren sich hauptsächlich von Sandaalen, Krebstierchen oder Tangläufern und haben daher ein satt rotes Fleisch. In den Wintermonaten ziehen sie zum Laichen in die Frischwasserbereiche hinauf und wechseln auch das ganze Jahr über gerne zwischen den Süß- und Salzwasserbereichen. Achtung: Fische unter 30 Zentimeter dürfen nicht entnommen werden, daher ist in diesem Fall Catch & Release anzuwenden. Die färingischen Angler sind sehr darauf bedacht, diese Spezies zu schützen und zu erhalten. Auch hier ist es übrigens sinnvoll, mit einem Guide zu angeln, denn er weiß, zu welchen Zeiten und an welchem Ort die besten Chancen auf einen guten Fang bestehen.
Die Bachforelle stellt neben der Meerforelle die Kostbarkeit der Inseln dar. Sie bewohnt alle Seen, zeigt sich in den unterschiedlichsten Größen und Färbungen. Einem Irrtum sollte man jedoch nicht erliegen: Je größer der See, desto größer die Fische. Richtig? Falsch. Das Gegenteil ist oft der Fall. Eher kann man auf einen anderen Zusammenhang vertrauen: Je unzugänglicher das Gewässer, desto zahlreicher die Fische. Zudem sollte man sich auf den Färöer Inseln immer auch der Tatsache bewusst sein, dass – im Gegensatz zu den an Nahrung überbordenden Seen Kontinentaleuropas – Salmo trutta in den nährstoffarmen Loughs nur ganz langsam heranwächst und ein Fisch von 30 bis 40 Zentimetern Länge bereits ein „Methusalem“ ist, der es verdient hat, dass man ihn wieder ziehen lässt. Zumal es bei dieser Spezies keinerlei Besatz gibt. Alle Stämme sind wilde, sich eigenständig reproduzierende Fische.
Wichtig zu wissen: Jeder See auf den Färöer Inseln befindet sich in Privatbesitz. Das Angeln ist zumeist geduldet, respektvolles Verhalten wird vorausgesetzt. Damit dies so bleibt, sollte jeder Gast zu Beginn um Erlaubnis bitten oder am besten gleich mit einem lokalen Guide auf Tour gehen. Generell ist es verboten, ganz ohne Erlaubnis zu fischen. Für die Seen Leynavatn, Mjóuvøtn und Saksunartvatn, die vom färingischen Angelsportverband gepachtet sind, müssen eigene Angelkarten erworben werden.
Über die zur Zeit gültigen Fangzeiten und Vorschriften sowie Anlaufstellen für Angelkarten informiert die Webseite des Angelsportvereines: www.laks.fo
SALZWASSER – das „wo?“ und „was?“
Wie eingangs erwähnt ist kein Punkt auf den Färöer weiter als fünf Kilometer vom Meer entfernt, daher heißt es beim Salzwasserfischen einfach der Landkarte folgen! An allen Buchten mit Süßwasserzulauf und idealerweise mit Sandboden wird auf Meerforelle und Plattfische geangelt. An Molen mit angrenzenden Fischfabriken können ganze Wannen mit Köhler gefüllt werden. Beim Hochseeangeln geht es auf Kabeljau, Köhler, Leng, Rotbarsch, Plattfisch und Makrele, nicht selten fängt man bis zu 14 verschieden Fischarten an einem Angeltag. Große Areale des Meeresbodens rund um die Färöer bestehen aus Korallenriffen, also wichtigen Laichgründen.
Meeresangeln auf dem Nordatlantik ist ein echtes Abenteuer. Das tiefe, eiskalte Meer, die bisweilen rauen Bedingungen, der unruhige Seegang – all das erfordert Seefestigkeit und ein klein wenig Wagemut, doch die Belohnung ist groß: Die Fischgründe sind reich, der Angelerfolg praktisch garantiert. Und zurück daheim bietet ein Hochseeangelausflug immer spannenden Erzählstoff für die „Landratten“.
Doch auch hier ein Wort der Warnung: Man sollte als Neuling oder Tourist nicht einfach allein aufs Meer hinaus fahren und fischen.
Worauf warten Sie noch?
Wenn die Färöer Inseln ein weißer Fleck auf Ihrer Reiselandkarte sind, wenn Sie den Namen allenfalls im Zusammenhang mit Fußball gehört haben und lediglich wissen, dass sie „fern im Norden“ liegen, wird es Zeit, dieses atemberaubend schöne, gastfreundliche, moderne und gleichzeitig so urtümliche Land persönlich kennenzulernen. Als eines der letzten Paradiese – nicht nur für Angler.